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24. Januar 2022
In den letzten fünfzig Jahren Schweizer Abstimmungsgeschichte haben nur sehr wenige Abstimmungen so stark mobilisiert wie das Covid-19-Referendum. Die Vorlage hat von der persönlichen Bedeutung her die anderen beiden Vorlagen deutlich ausgestochen und die Debatte dominiert.
Die gesellschaftliche Polarisierung hat denn auch dazu beigetragen, dass die Meinungen schon frühzeitig gemacht waren. 80 Prozent der befragten Aargauerinnen und Aargauer wussten schon von Beginn weg, wie sie stimmen werden.
Starke Polarisierung
Während sich der Stimmentscheid nach Geschlecht nicht unterscheidet, zeigen sich beim Alter auffälligere Muster. Jüngere standen der Vorlage deutlich skeptischer gegenüber als die Älteren. Im Vergleich zum Gesamtabstimmungsresultat von 62.6 Prozent Ja-Stimmen bewegt sich die Zustimmungsrate in den Alterskategorien der 18–39-Jährigen noch um die 50 Prozent. Die Jüngeren fühlten sich durch die Covid-19-Gesetzgebung wohl stärker in ihrem Alltag und ihren Freizeitaktivitäten eingeschränkt und brachten das an der Urne auch zum Ausdruck.
Von den Befragten mit politischer Parteiensympathie lehnten die SVP-ler die Vorlage mit einer Rate von 69 Prozent deutlich ab, während alle anderen Parteisympathisantinnen ein Ja einlegten – am deutlichsten jene der GLP mit einem Spitzenwert von 90 %, etwas darunter die SP-Sympathisanten mit 83 % und jene der Mitte und den Grünen mit jeweils 74 %. Parteiungebundene unterstützten das Gesetz mit 55 Prozent weniger deutlich.
Eine Frage des Vertrauens
Wichtig für die Entscheidungsfindung sind bei komplexen oder technischen Fragen oft auch Institutionen und Organisationen, die vor einer Abstimmung Orientierungswissen liefern. Besonders wichtig waren im Vorfeld des Covid-19-Referendums der Bundesrat, die Pharmaindustrie sowie die wissenschaftliche Taskforce. Die Zusammenhänge sind sehr deutlich: Je höher das Vertrauen in diese drei Instanzen, desto höher die Zustimmung zum Covid-19-Gesetz und umgekehrt.
Welche Motive haben die Stimmenden bewogen, ein Ja oder ein Nein einzulegen? Das Hauptmotiv der Ja-Stimmenden mit der höchsten Zustimmung betraf die Covid-Zertifikatspflicht, als Beweggrund, das Leben für Geimpfte zu erleichtern und zur Impfung zu motivieren. Auf der anderen Seite wollten Nein-Stimmende in erster Linie eine Diskriminierung Ungeimpfter sowie einen indirekten Impfzwang verhindern. Weniger wichtig war es beiden Seiten, ein Zeichen gegen die Impfskeptiker respektive Impfbefürworterinnen zu setzen.
In der Befragung wurden auch die wichtigsten im Abstimmungskampf geäusserten Argumente der Befürworter und Gegnerinnen eruiert. Am stärksten polarisiert hat die Frage, ob das Zertifikat verhältnismässig sei oder nicht. Befürwortende und Gegner standen sich diametral gegenüber. Ebenfalls stark umstritten war das Argument, gemäss dem der Bundesrat mit den Neuerungen im Covid-19-Gesetz zu viel Macht erhalte.
Hier geht’s zum ganzen Bericht sowie dem Fragebogen: